Hanse Radweg

Janna nimmt Sie mit auf den Hanse Radweg - Etappe 8 | Kampen - Harderwijk

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    Naturschutzgebiet Reevediep

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    Vogelparadies

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    Vom Fischerdorf zur befestigten Stadt

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    Die Geschichte von Harderwijk

Direkt zur Route

Diese Radtour über 50 km führt Sie von der Hansestadt Kampen, über die Hansestadt Elburg bis zur Hansestadt Harderwijk. Janna nimmt Sie auf dieser Route mit und erzählt Ihnen gerne von den Besonderheiten, lustigen Stopps und versteckten Orten. Werden Sie mit uns radeln?

Etappe 8 Kampen – Harderwijk

Im Bed & Breakfast in Kampen, wo ich gestern die 7. Etappe beendet habe, esse ich frisch gebackenes Brot mit Mehl aus der Mühle nebenan. „Packen Sie noch ein paar Sandwiches für unterwegs ein“, bieten die Gastgeber an, als sie hören, dass ich heute 42 Kilometer nach Harderwijk radeln werde. Die passen gerade noch in meine Fahrradtaschen und schon bin ich wieder unterwegs, neugierig, was mir heute auf der Strecke begegnen wird.

In voller Fahrt durch das Naturschutzgebiet Reevediep

Fast wie von alleine fahre ich auf dem neuen Radweg am Reevediep entlang. Diese Wasserverbindung zwischen der Ijssel und dem Drontermeer wurde 2019 fertiggestellt, damit die Ijssel im Extremfall Hochwasser ins Ijsselmeer ableiten kann. Außer einer erhöhten Wassersicherheit entstand auch ein Schilfsumpf, in dem unter anderem die geschützte Rohrdommel lebt. Und zudem noch ein Erholungsgebiet mit neuen Wander- und Radwegen. Letztere nutze ich nun dankbar. Entlang des Weges scheint der blühende Raps fast zu leuchten, und je genauer ich hinschaue, desto mehr Vögel entdecke ich zwischen dem Schilf. Die modernen Brücken und Schleusen bilden einen Kontrast zur Natur, aber verschmelzen auf schöne Weise mit ihr. Insgesamt ein ganz besonderes Naturschutzgebiet!

"Auf dieser Strecke gibt es sowieso viele schöne Orte, um eine Pause einzulegen".

Vogelparadies am Wasser

Ich setze meine Route entlang des Drontermeers fort. Als ich über den Deich zwischen den Wiesen radle, kann ich in der Ferne schon den stumpfen Turm der St. Nicolaaskirche in Elburg sehen. Bevor ich die Stadt erreiche, halte ich an einer Vogelbeobachtungshütte an. Die Hütte befindet sich auf dem Boden der ehemaligen Zuiderzee, lese ich auf einer Informationstafel. Der Sommerdeich, über den ich gerade geradelt bin, wurde 1359 gebaut, um Elburg gegen das wilde Meer zu schützen. Nun ist die Natur hier ein Vogelparadies, in dem gut 40 Arten brüten. Einige von ihnen kann man von der Hütte aus leicht entdecken, andere kann man meist nur hören. Zwei Vogelbeobachter in der Hütte meinen, den Klang eines Blaukehlchens zu erkennen, aber wir können den kleinen bunten Vogel zwischen dem Schilf nicht finden. Die Vogelbeobachter suchen aufgeregt weiter und ich steige wieder auf mein Fahrrad.

Vom Fischerdorf zur Festungsstadt: Elburg

Als ich über die kleine Brücke an der nördlichen Stadtmauer Elburg hineinradle, fällt mir sofort auf, dass ich von der einen Stadtmauer in einer geraden Linie auf die Mauer am anderen Ende der Stadt schauen kann. Anne-Marie van Hout vom Museum Elburg erklärt mir, warum das so ist. Am Ende des 14. Jahrhunderts beschloss der Herzog von Gelre die gesamte Stadt zu verlegen. Und warum nicht gleich eine Festungsstadt daraus machen, mit Grachten, Mauern und Wehrtürmen? „So ist Elburg als fast perfektes Quadrat aufgebaut worden“, erzählt Anne-Marie. „Die Straßen sind alle schnurgerade, aber es gibt eine Ausnahme“, sie zeigt auf dem Stadtmodell eine leicht gekrümmte Straße. „Das ist die Oude Straat, die einzige ursprüngliche Straße, an der Elburg zuerst als Straßendorf lag. Durch diese Straße wirst du nachher weiterradeln und dann kommst du auch an den Ruinen der ehemaligen Kirche vorbei.“ Doch bevor ich weiterfahre, zeigt mir Anne-Marie noch etwas anderes: die kleinen Mauerhäuschen. „Als die Stadtmauern keinen Zweck mehr dienten, wurde diese als günstige Baumöglichkeit verwendet“, erklärt Anne-Marie. Für das erste Haus mussten nur drei Wände errichtet werden, für das nächste nur noch zwei. Das war praktisch und günstig, als die ruhmreichen Tage der Hansestadt Elburg vorbei waren. Damals wurden alle Arten von Baumaterialien verwendet, darunter auch die Stadttore und ein Teil des Klosters. Die Steine wurden zum Beispiel zur Verstärkung des Hafens verwendet. „Sogar heute noch findet man ab und zu Klostersteine auf den Feldern ein paar Kilometer außerhalb Elburgs“, erzählt Anne-Marie. So eine kleine Stadt, so viele Geschichten. Wenn ich heute nicht nach Harderwijk radeln wollte, hätte ich bestimmt einen Tag in Elburg verbringen können.

Zahlreiche schöne Pauseplätzchen

Etwas außerhalb der Stadt radle ich, wie Anne-Marie angekündigt hatte, an den Ruinen der St. Ludgurus-Kirche vorbei. Mit einer Vogelbeobachtungshütte und Picknickbänken ist dies nun ein schönes Pauseplätzchen für Radfahrer. Auf dieser Strecke gibt es sowieso viele schöne Orte, um eine Pause einzulegen, zum Beispiel zahlreiche Bänke an idyllischen Stellen. Außerdem kommt man an einem Bauernhof mit einer kleinen Terrasse und einem Bauwagen vorbei, wo man selbst hausgemachte Limonade rausholen kann. Oder man weicht ein wenig von der Route ab und findet ein schönes Plätzchen in der Nähe des Surfufers ‚Hoge Bijssel‘ am Veluwerandmeer. An warmen Tagen können Sie hier den Windsurfern zuschauen oder natürlich selber einen Versuch machen.

Drinnen und draußen die Geschichte von Harderwijk entdecken

Dann radle ich in die allerletzte Hansestadt auf meiner Route: Harderwijk. Als ich das Rad über den Fischmarkt schiebe, fällt mir ein Bronzestandbild eines verliebten Paares in einer Nische der Tormauer auf. „Ein junges Paar aus Harderwijk hat für diese Skulptur eines Fischermädchens, das sich von seinem Freund verabschiedet, stundenlang Modell gestanden“, erzählt Sophie van Steenderen, Kuratorin des kürzlich renovierten ‚Stadsmuseum Harderwijk‘. Die Bronzeskulpturen führen die Besucher außerhalb des Museums in die Geschichte von Harderwijk ein. Auch das Museum selbst ist leicht zugänglich: Das Erdgeschoss ist als Pension Harderwijk eingerichtet und kann kostenlos besucht werden. „Es ist eine Referenz an Harderwijk als Stadt der Passanten“, erklärt Sophie. „Die Stadt ist vielfältig und es gibt verschiedene Aspekte in der Vergangenheit, die sie geprägt haben. Die kommen hier mit den Pensionsgästen zusammen.“ Sie können zum Beispiel ein Spiel mit dem Kogge-Knecht spielen und dadurch etwas über die Hansegeschichte erfahren.

Nach der Führung bummle ich durch das Stadtzentrum. Im Hortus sehe ich eine andere Art von Kunst: Junk Art. Der Löwe aus ausrangiertem Material ist eines der Metallobjekte, die der Künstler Patrick Visser geschaffen hat. In Harderwijk gibt es mehrere solche Metalltiere. Dann beende ich meine Radtour im Stadtpark ‚De Wijde Wellen‘. Auch hier steht eine der Bronzeskulpturen des Stadtmuseums: das Hansepferdchen (Hanzepaardje). Mit einem QR-Code erfährt man dort mehr über die Hansestadt Harderwijk. Besonders ist auch der Aussichtspunkt über dem Wasser. Er ist 3,2 Meter hoch und entspricht damit dem höchsten Wasserstand, den die ehemalige Zuiderzee je erreicht hat. Und mit einem Pfad im Wasser kann man bis auf den Boden des einst so wilden Meeres hinuntergehen. Auf der Höhe meiner Brust schwimmen zwei Enten vorbei - ein besonderes Gefühl. Auf der Wiese, mit Blick auf das Wasser, esse ich frischen Kibbeling: ein schöner Abschluss von fünf Tagen Radfahren auf dem Hanse Radweg.

Hanse-Schleife - Etappe 8
Jede Hansestadt, die ich auf dieser Etappe besuche, hat ihre eigene Hanse-Schleife. Eine Radroute oder Schleife, die in einer Hansestadt beginnt und endet. Klicken Sie auf den Link für die Hanse-Schleife Elburg, Harderwijk und Kampen.

Übernachtungstipps Harderwijk

Harderwijk bietet eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Übernachten Sie zum Beispiel im Beach Hotel Monopole. Ein Hotel mit einer einzigartigen Lage am Wasser, mit dem Stadtzentrum um die Ecke und der Strandinsel vor der Haustür. Es hat auch mehrere B&Bs. B&B De Keizerin ist ein schöner Ort zum Verweilen. Dieses Gästehaus befindet sich im historischen Zentrum von Harderwijk. Es bietet eine gemütliche Suite in einer ruhigen Straße im Herzen der Stadt.

Öffentliche Verkehrsmittel

Kampen
Kampen ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Auf der anderen Seite der IJssel finden Sie den Bahnhof von Kampen. Sie gehen über die Brücke und befinden sich direkt in der historischen Innenstadt. Von Zwolle aus ist Kampen mit dem Zug in 10 Minuten zu erreichen. Kampen ist auch mit dem Bus gut zu erreichen. Von Kampen aus fahren verschiedene Busse in die Region und wieder zurück.
Elburg
Elburg ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Die empfehlenswerteste Verbindung ist über den Hauptbahnhof Zwolle. Dort steigen Sie in den Syntus-Regionalbus 100 Richtung Nunspeet. Steigen Sie an der Haltestelle Centrum Elburg aus und gehen Sie direkt in die alte Festungsstadt. Sie können auch den Bahnhof Nunspeet benutzen und den Syntus-Regionalbus 100 in Richtung Zwolle nehmen.
Harderwijk
Harderwijk ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Der Bahnhof befindet sich in einer Entfernung von fünfzehn Minuten zu Fuß von der Stadt. Aber auch vom Bahnhof aus gibt es zahlreiche Busverbindungen in die Stadt, in die Stadtteile und in die umliegenden Dörfer und Städte. Der Busverkehr in Harderwijk wird von Syntus und Connexxion angeboten. Auf beiden Websites können Sie die verschiedenen Buslinien von und nach Harderwijk einsehen.

Aktuelle Informationen zu Abfahrtszeiten und zur Planung Ihrer Reise finden Sie unter www.ns.nl und www.9292.nl.

Und das habe ich auf dem Weg dorthin gefunden