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Das Jahr 1493 - Elst

  • Erstellt von Joke Eikenaar
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Ties stand am Wegesrand und entleerte seine Blase, als er im hohen Gras etwas glitzern sah. Er hob das glänzende Ding auf und betrachtete es. Es war aus Eisen und erinnerte an einen Griff oder eine Figur aus einem großen Schachspiel.

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An einer Seite befand sich ein runder, flacher Hohlraum. Ties sah sich die Stelle genauer an. Es schien, als sei ein Muster in das Material eingearbeitet worden. „Hey! Was soll das?“, rief eine Stimme. Ties sah auf. Ein Schultheiß kam auf ihn zu gerannt. „Was hast du da? Hast du das gestohlen?“ „Nein, ich habe es gerade erst gefunden und nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte.“ Der Schultheiß nahm das Ding an sich und betrachtete es von allen Seiten. Dann sah er Ties an. Sein misstrauischer Blick verschwand.

„Ich weiß, was es ist. Im letzten Jahr wurde an dieser Stelle ein Mann überfallen. Sein Name ist Bernard Proys. Bernard ist ein bekannter Münzmeister, der in Arnheim lebte und arbeitete. Er schlug Münzen im Auftrag des burgundischen Königs Maximilian. Seine Hammerschläge tönten durch das ganze Viertel. Doch seit der Übernahme vor einem Jahr gehört Arnheim wieder Karl von Geldern. Da Bernard mit Maximilian einen Vertrag hatte, den er einhalten musste, blieb ihm nichts anderes übrig, als aus der Stadt zu flüchten. Er hat sein gesamtes Hab und Gut gepackt und ist in Richtung Süden gezogen, um schnellstmöglich burgundisches Gebiet zu erreichen. Hier bei Elst lauerten die Diebe in einem Hinterhalt. Sie hatten seinen vollgeladenen Wagen bereits erwartet, denn 1482 hatte es schon einmal eine ähnliche Situation gegeben. Damals floh Bernard vor dem Herzog von Kleve, und zwar auf demselben Weg. Die Räuber hatten es auf sein Metall und seine Münzstempel abgesehen, um ihre eigenen Münzen schlagen zu können. Genau an dieser Stelle hielten sie seinen Wagen an.“

„Und dann haben sie seinen Wagen leergeräumt“, äußerte Ties seine Vermutung. „Nicht ganz, denn Bernard hatte vorgesorgt. Zum Prägen einer Münze benötigt man zwei Stempel, einen Ober- und einen Unterstempel. Der Wagen, der überfallen wurde, hatte nur Oberstempel geladen. Die Gegenstücke hatte Bernard einem Boten mitgegeben. Seine Fracht war für die Räuber nutzlos. Frustriert haben sie einen Teil der Beute weggeworfen. Dazu gehörte wohl auch dieser Stempel. Ich werde ihn Bernard zukommen lassen.“

Erstellt von Joke

Joke Eikenaar ist Illustratorin und Schriftstellerin und lebt in der Nähe von Zwolle. Geschichte ist ihre Leidenschaft. Besonders fasziniert ist sie von der Geschichte der niederländischen Länder. Für ihre historischen Romane und Geschichten recherchiert sie mit viel Liebe.