Hören Sie...

Das Jahr 1528 - Hasselt

  • Erstellt von Joke Eikenaar
  • Lesezeit 5 Minuten
  • 1618 x bekeken

Stimmen, Gesang, Gelächter. Ties hörte die Waschfrauen unten am Deich schon aus der Ferne. Die Geräusche wurden bei jedem Schritt lauter, bis er sie schließlich sah. Die vier Frauen saßen am Ufer und wuschen ihre Kleidung.

Start Das Jahr 1528 - Hasselt

„Guten Tag, die Damen“, grüßte Ties. Mit einer beschwingten Geste lüftete er seinen Hut und verbeugte sich. Sie kicherten verhalten. Es waren anständige Frauen, die nicht einfach zurückriefen. Ties zwinkerte und wollte gerade in Richtung Fähre weiterlaufen, als die Bauarbeiten im Fluss seine Aufmerksamkeit weckten. Wie schön, dachte Ties einen Moment lang. Nun bekommt Hasselt endlich eine Brücke. Doch beinah im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass etwas nicht stimmen konnte. Die Arbeiter bauten keine Brücke, sie brachen sie ab.

Seine Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Eine der Frauen, die mit einem Korb voller Wäsche den Deich heraufstieg, lachte spöttisch. „Ja, Spielmann. Was hältst du davon? Endlich hatten wir eine Genehmigung für die Brücke, und doch müssen wir sie nun abreißen.“- „Aber … Was …?“ „Ach ja, Zwolle mal wieder. Die Stadt liegt ebenfalls an diesem Fluss und gönnt uns das Schwarze unter den Nägeln nicht. Seit Jahren, vielleicht schon seit Jahrhunderten, bittet Hasselt um eine Brücke. Das hier ist doch ein Wallfahrtsort. Es kommen so viele Menschen, die den Fluss überqueren wollen. Manchmal ist der Andrang auf die Fähre einfach zu groß. Aber Zwolle weiß den Bau seit jeher zu verhindern. Sie haben wohl Angst, dass ihre Schiffer Zoll bezahlen müssen, und dass Hasselt an Wohlstand gewinnt. Doch vor einiger Zeit geriet Zwolle in einen Streit mit dem Bischof, der uns daraufhin den Antrag für den Bau einer Brücke bewilligte.“

„Aber? Was ist dann passiert?“ „Zwolle war nicht glücklich mit dieser Entscheidung. Sie waren neidisch! Sie wünschen sich ebenfalls gute Wasserwege ohne Hindernisse. Schon vor 30 Jahren haben sie sich um einen Kanal zur IJssel bemüht, doch damals haben sich Deventer und Kampen quergestellt. Und jetzt war ausgerechnet ihrem Konkurrenten Hasselt eine Brücke genehmigt worden. Vielleicht wäre es sogar gutgegangen, wenn die Brückenbauer die Schiffer aus Zwolle nicht mit Steinen beworfen hätten. Wie auch immer: Nachdem der Streit mit dem Bischof beigelegt war, beschwerten sie sich bei ihm über die Brücke.“ „Und danach musste die Brücke wieder weg?“ „Du hast es erfasst.“

Erstellt von Joke

Joke Eikenaar ist Illustratorin und Schriftstellerin und lebt in der Nähe von Zwolle. Geschichte ist ihre Leidenschaft. Besonders fasziniert ist sie von der Geschichte der niederländischen Länder. Für ihre historischen Romane und Geschichten recherchiert sie mit viel Liebe.