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Das Jahr 1490 - Hulshorst

  • Erstellt von Joke Eikenaar
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Auf einem Baumstumpf gleich neben der Straße saß ein Mann. Es war ein Hausierer, ein reisender Verkäufer. Er hatte sein Gepäck abgeschnallt und neben sich auf den Boden gestellt.

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Ein Tuch mit einem Stück Brot

„Guten Abend“, grüßte Ties. Der Mann nickte ihm mit vollem Mund zu. Auf seinem Schoß lag ein Tuch mit einem Stück Brot und einer Wurst. Ties hielt kurz inne als er merkte, dass sein Magen zu knurren begann. „Guten Abend“, antwortete der Mann. „Möchtest du etwas essen? Komm, setz dich zu mir. Ich hätte gerne etwas Gesellschaft.“ „Sehr gerne!“, sagte Ties freudig. Während sie aßen, erzählte der Mann, was er erlebt hatte. Dass er in Harderwijk vom Markt gejagt worden war, und dass er am Kai gute Geschäft mit den Schiffern der Hanse gemacht hatte. „Kannst du als reisender Händler nicht auch bei der Hanse arbeiten?“, fragte Ties zwischen zwei Bissen. „Oder ist das nur Stadtbewohnern erlaubt?“ „Bloß nicht, ich will mein eigener Herr sein. Die Hanse hat zwar viele Vorteile zu bieten, aber auch viele Vorschriften.

Wusstest du?

Wusstest du, dass der gesamte Fisch aus der Zuiderzee, der zwischen Muiden und Kampen gefangen wird, nach Harderwijk gebracht werden muss? Dort wird der Fisch versteigert und der Preis festgelegt. Harderwijk besitzt das sogenannte Stapelrecht auf den Fisch. Es gibt also kaum Freiheiten für die Fischer. Ich möchte für meine Waren meinen eigenen Preis bestimmen.“ „Ach, ich kenne mich wirklich nicht gut aus. Ich sehe lediglich den Wohlstand der Hanse.“

Handelswege

„Nun ja, die Handelswege sind schon sehr verlockend. Ich bin gestern erst aus Arnheim gekommen. Und zwar über den Hanseweg bis nach Harderwijk. Mitten durch die Veluwe. Sicher, schnell und bequem. Es gibt mehrere solcher Wege, die von Harderwijk überall hinführen. Wir sind übrigens ganz schön dumm.“ „Warum denn das?“ „Weil wir ausgerechnet die Straße benutzen, die die Hälfte des Jahres unter Wasser steht. Hier kann es jederzeit zu Überschwemmungen kommen. Von den Hügeln dort drüben oder von der Zuiderzee.“ „Echt?“ „Natürlich! Ich bekomme hier fast immer nasse Füße. Es wird immer mehr Land überschwemmt. Kennst du das Schloss Bijssel hier in der Nähe? Es wurde bereits zum dritten Mal landeinwärts verlegt. Die alten Gemäuer wurden weggeschwemmt.“ „Aber warum nimmst du dann trotzdem diesen Weg?“, wollte Ties wissen.„Es ist die kürzeste Strecke nach Elburg“, grinste der Mann. „So, jetzt hätte ich Lust auf ein Ständchen. Magst du mir etwas vorspielen?"

Erstellt von Joke

Joke Eikenaar ist Illustratorin und Schriftstellerin und lebt in der Nähe von Zwolle. Geschichte ist ihre Leidenschaft. Besonders fasziniert ist sie von der Geschichte der niederländischen Länder. Für ihre historischen Romane und Geschichten recherchiert sie mit viel Liebe.