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Das Jahr 1521 - Nijmegen

  • Erstellt von Joke Eikenaar
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Am Ufer der Waal fand eine Art Schwarzmarkt mit Handelswaren direkt von den Hanseschiffen statt. Es war nicht zu übersehen, dass der Herbst immer näher rückte. Es wurden Äpfel, Birnen und Walnüsse verkauft. Ties genoss den Trubel zwischen all den Menschen.

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Ein junger Mönch eilte mit großen Schritten die Schiffsplanke hinab und prallte mit voller Wucht gegen Ties. Mit einem lauten Knall fiel etwas vor seine Füße. Ties hob den Gegenstand auf und betrachtete ihn beiläufig. Der Mönch wurde bleich um die Nase und blieb wie angewurzelt stehen. „Es ist nicht das, wonach es aussieht“, stammelte der Mann. „Es dient lediglich der Forschung. Im Grunde gehört es mir nicht einmal.“ Verängstigt schaute er zum Turm der hohen Stevenskirche hinauf, als würde dieser die beiden Männer beobachten.

„Ich denke überhaupt nichts“, antwortete Ties ruhig. „Es ist doch nur ein Buch. Oder was …“ Der Mönch riss ihm das Druckwerk aus den Händen und verbarg es schnell unter seiner Kutte. Ties legte eine Hand auf seinen zitternden Arm. „Nur die Ruhe, machen Sie sich keine Sorgen. Selbst wenn ich wüsste, was es mit dem Buch auf sich hat, würde ich Sie nicht verurteilen.“ Der Mönch entspannte sich merklich. „Ich danke dir“, flüsterte er. „Das Buch könnte mich in große Gefahr bringen. Es ist eine Schrift des Wittenberger Mönchs Luther. Ich möchte herausfinden, was er schreibt. Natürlich nur, um mich dagegen wappnen zu können.“ Ties nickte, obwohl er ihm nicht wirklich folgen konnte. „Die Bücher von diesem Luther werden in Löwen und Utrecht bereits verbrannt. Sie sind verboten. Doch wie soll ich etwas ablehnen, was ich nicht kenne, richtig? Ich muss es schlichtweg lesen, um mitreden zu können.“ „Wenn es verboten ist, wo haben Sie es dann her?“, wollte Ties wissen. „Ich habe es in der Hansestadt Rostock gekauft. Mein Bruder wohnt dort. Mithilfe der Hanse können die Bücher in ganz Europa verbreitet werden. Im Geheimen, versteht sich.“ „Wenn es ein Mönch geschrieben hat, dann kann es doch nicht so verkehrt sein, oder?“ „Ich weiß es nicht. Die Schrift sorgt für viel Aufregung. Unser Bischof Philipp von Burgund hat sich noch nicht dazu geäußert.“ „Philipp? Du meinst den Bastard des Herzogs? Der Admiral, der des Geldes wegen Bischof wurde?“ „Ganz genau. Der, der sich nie zu etwas äußert.“

Erstellt von Joke

Joke Eikenaar ist Illustratorin und Schriftstellerin und lebt in der Nähe von Zwolle. Geschichte ist ihre Leidenschaft. Besonders fasziniert ist sie von der Geschichte der niederländischen Länder. Für ihre historischen Romane und Geschichten recherchiert sie mit viel Liebe.